Geschichtsstunde in Manila

Nach den Erlebnissen der Osterfeiertage geht es in diesem Eintrag vor allem um die bewegte Geschichte der philippinischen Kultur. Hierbei ist ebenfalls Religion und der katholische Glaube, der von spanischen Missionaren ins Land gebracht wurde, von Bedeutung. Ebenso ist das Land gezeichnet von Jahren des Krieges gegen verschiedenste Besatzermaechte, die immer wieder untereinander gewechselt haben und die Philippinen hier als Spielball aehnlich wie auch Vietnam hauptsaechlich Stelltervtreter war. Im Gegensatz zum Vietnamkrieg, der durch die Naehe zu den USA bei uns zumindest ein Begriff ist war zumindest mir bisher nur recht wenig ueber die Geschichte der Philippinen bekannt. Aus diesem Grund habe ich mich in das Ayala Museum in Metro-Manila aufgemacht, um etwa darueber zu erfahren. Neben einem Kunstmuseum (leider keine Fotos erlaubt) gibt es auf einem Stockwerk eine Diorama-Ausstellung, die die Geschichte der Philippinen plastisch nachstellt und fuer Besucher zugaenglich macht, deshalb hier ein paar Ausschnitte:
Erste Reisfelder in den Philippinen nördlich von Luzon, dir heute vom der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde.
Erste Reisfelder in den Philippinen nördlich von Luzon, die heute vom der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden.
 
Erste Seefahrer aus dem osmanischen Reich waren wilkommene Tauschpartner
Erste Seefahrer aus dem osmanischen Reich waren wilkommene Tauschpartner
Zu den Handelswaren gehören Gold, Perlen und Früchte
Zu den Handelswaren gehören Gold, Perlen und Früchte
Spanische Siedler halten die erste katholische Messe in den Philippines am Strand ab
Spanische Siedler halten die erste katholische Messe in den Philippines am Strand ab
Dear Lpntakt untereinander war aber nicht immer so friedlich
Dear Kontakt untereinander war aber nicht immer so friedlich
Neben Spanien hat auch China das Land bekriegt
Neben Spanien hat auch China das Land bekriegt
Ebenso wie die Briten
Ebenso wie die Briten
Besatzung der Festung Intramuros
Besatzung der Festung Intramuros
Das Auftreten der Widerstandsbewegung gegen die Besatzung des Landes ist nicht ganz unbekannt
Die Widerstandbewegung gegen die Besetzung der Philippinen KKK
Aufruf zum Widerstand
Aufruf zum Widerstand
Hinrichtung von Jose Rizal
Hinrichtung von Jose Rizal (philippinischer Intellektueller, der sich in seinen Werken mit der Kultur der Philippinen, deren Leiden unter den Besatzungsmaechten und einer Losloesung von diesen beschaeftigt hat, um eine unabhaengige Nation zu schaffen. Verurteilt als vermeintlicher Anfuehrer der gewaltsamen Widerstandsbewegung)
Die Philippinen erlangen 1898 Unabhängigkeit und stehen unter eigener Flagge
Die Philippinen erlangen 1898 Unabhängigkeit und stehen erstmals unter eigener Flagge
Im 2. Weltkrieg wird das Land (in Folge der Geschehnisse von Pearl Harbor) von Korea besetzt und Manila als "Open City" ausgerufen
Im 2. Weltkrieg wird das Land (in Folge der Geschehnisse von Pearl Harbor) von Korea besetzt und Manila als "Open City" ausgerufen
Nach Kriegsende und Übernahme durch die USA wird durch diese wieder die Unabhängigkeit des Landes anerkannt
Nach Kriegsende und Übernahme durch die USA wird durch diese wieder die Unabhängigkeit des Landes anerkannt
Um hier nicht zu grosse Langeweile aufkommen zu lassen und das Gefuehl einer trockenen Lehrstunde aufkommen zu lassen habe ich mich hier nur auf einige Punkte beschraenkt, um einen groben Eindruck zu verschaffen, am eindruecklichsten um diese Geschichte nachvollziehen zu koennen ist natuerlich der direkte Kontakt mit den Leuten und das Erleben der Spuren der Geschichte vor Ort. Anschliessend an das Diorama gab es noch einen Kurzfilm zu der juengeren Geschichte des Landes, unter dem diktatorischen Regime Ferdinand Marcos'. Dieses Thema ist auch momentan brandaktuell. Zwar ist seine Regierung bereits sein einigen Jahren abgeschafft, doch Anfang Mai stehen hier auf den Philippinen die Praesidentschaftswahlen an, deshalb wird die aktuelle Politik heiss diskutiert, eines der Topthemen der letzten Wochen war das gewaltsame Einschreiten der Polizei gegen protestierende Reisbauern im Norden des Landes, die auf Grund einer Duerrephase kaum Ertaege und in ihrer Existenz so weit bedroht sind, dass Leute hungern. Die Ausschreitungen wurden von der Polizei gewaltsam niedergeschlagen und haben bereits mehrere Tote als Folge. Ein weiterer Besucher des Museums hat mir davon erzaehlt, das sogar ein Sohn von Marcos fuer die aktuelle Wahl steht, da das politische System hier sehr eng miteinander verzahnt ist und "Vetterleswirtschaft" betrieben wird. Der Wahlkampf erinnert auch mehr an ein Schaulaufen der Kandidaten und ist mit dem amerikanischen Wahlkampf vergleichbar. Ueberall sind bunte Werbeplakate und Fernseh- und Radiowerbung zu sehen bzw. hoeren. Einige Politiker haben sogar eigene Popsongs um Stimmen zu fischen und man wird ueberall in den Strassen beschallt. Teilweise finden riesige oeffentliche Veranstaltungen statt, die einem Zirkus gleichen um auf Stimmenfang zu gehen und ueberall sieht man Leute, die T-Shirts ihres favorisierten Kandidaten tragen und ihn bejubeln wie einen Popstar. Mal schauen, wie das Ergebnis aussehen wird...
Buerger versammeln sich zu einer Veranstaltung mit Lokalpolitikern
Buerger versammeln sich zu einer Veranstaltung mit Lokalpolitikern
   
Die Fans Waehler betrachten die Show der Politiker auf der Buehne
Die Fans Waehler betrachten die Show der Politiker auf der Buehne
Neben dem Museum gibt es in Manila aber auch noch weitere Spuren der Kriege zu erleben, deshalb habe ich mich auf den Weg in die Altstadt nach Intramuros, der ehemaligen Festung der Stadt gegenueber Besatzern aufgemacht. Die Festungsmauern sind noch gut erhalten und groesstenteils, sodass man tatsaechlich die komplette Festungsmauerbegehen kann.
Auf der Festung von Intramuros
Auf der Festung von Intramuros
Kanonengeschütz
Kanonengeschütz
Wo früher ein Schlachtfeld war und später chinesische Händler ihre Zelte aufschlagen ist heute ein Golfplatz zu finden
Wo früher ein Schlachtfeld war und später chinesische Händler ihre Zelte aufschlagen ist heute ein Golfplatz zu finden
Innerhalb der Festungsmauern befindet sich die Altstadt
Innerhalb der Festungsmauern befindet sich die Altstadt
Kathedrale von Manila
Kathedrale von Manila
Kutschen sind ein beliebtes Fortbewegungsmittel für eine Altstadtführung
Kutschen sind ein beliebtes Fortbewegungsmittel für eine Altstadtführung
HSB
Im Kircheninneren - HSB
Blick in den Innenhof der ehemaligen Adelshäuser (drinnen waren keine Fotos erlaubt)
Blick in den Innenhof der ehemaligen Adelshäuser (drinnen waren keine Fotos erlaubt)
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Pfarrer Spock scheint hier auch gepredigt zu haben
Pfarrer Spock scheint hier auch gepredigt zu haben
Der Pasig River umgibt die Festung
Der Pasig River umgibt die Festung
Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt #nofilter
Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt #nofilter
Manchmal findet man sich auch selbst in der Geschichte wieder 😉
Errichtung der Universität St. Tomas im Diorama
Errichtung der Universität Sto. Tomas im Diorama
...und das Originalgebäudr
...und das Originalgebäude

2 Gedanken zu „Geschichtsstunde in Manila“

  1. Lieber Thomas,
    Geschichte ist nicht gerade mein Lieblingsthema. Museen besuchen? — eher im Schnelldurchgang — mit etwas Interesse und doch einigermaßen schneller Auffassungsgabe nehme ich da auch gerne mal etwas mit, aber ich gebe zu, auch nur hin und wieder einmal.

    Aber was Du mir hier als „Geschichtslehrer“ schreibst ist einmalig, das weckt in mir den Wissensdurst nach der gesamten Südostasiatischen Geschichte. Bin gespannt was ihr Alle dann mal Zuhause zu erzählen habt.

    Man weiß ja ein klein bisschen was von Vietnam, speziell vom fast schon „Partisanenkrieg“ mit bzw. gegen die USA, aber bei den ganzen anderen Besatzungskriegen oder Auseinandersetzungen, auch innerhalb der Länder, da hört dann schon das Allgemeinwissen, zumindest bei mir, auf. Wenn man von diesen ganzen Auseinandersetzungen ließt, müssen wir doch wirklich froh sein wie friedlich es derzeit noch bei uns ist. Ich hoffe ganz fest, dass dies noch lange, am besten für immer, so bleibt und trotzdem hat man auch hier immer mehr Angst um den Frieden, um den Frieden in Europa.

    Ich hoffe auf den Frieden für die ganze Welt!!!

    Thomas, danke für Deine plastischen Eindrücke, die ansprechenden Bilder und die bewegenden Begegnungen.

    Zwischenzeitlich weiß ich ja das Du wieder gut in HCM gelandet bist, ich wünsche Dir Kraft für die „Aufholjagd“ zu Matze und freue mich dann für Euch wenn die Reise Gemeinsam weitergeht, aber bis dahin ist noch ein Stück – Matze ist in Laos. Junge, Junge – starke Leistung.

    Liebe Grüße
    Papa

    1. Hallo Papa, das mit dem Hintergrundwissen ist bei mir aehnlich – hatte ich ja schon geschrieben.
      Vietnam ist halt bei uns durch die Naehe zu den USA und die Praesenz in der modernen Popkultur eher praesent. Umso interessanter, etwas zu erfahren, das einem voellig unbekannt ist und gerade in so einem Diorama ist es dann auch gar nicht so trocken, auch wenn ich jetzt natuerlich nicht staendig von einem Museum ins naechste renne.

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