Geschichtsstunde in Manila
Nach den Erlebnissen der Osterfeiertage geht es in diesem Eintrag vor allem um die bewegte Geschichte der philippinischen Kultur. Hierbei ist ebenfalls Religion und der katholische Glaube, der von spanischen Missionaren ins Land gebracht wurde, von Bedeutung. Ebenso ist das Land gezeichnet von Jahren des Krieges gegen verschiedenste Besatzermaechte, die immer wieder untereinander gewechselt haben und die Philippinen hier als Spielball aehnlich wie auch Vietnam hauptsaechlich Stelltervtreter war. Im Gegensatz zum Vietnamkrieg, der durch die Naehe zu den USA bei uns zumindest ein Begriff ist war zumindest mir bisher nur recht wenig ueber die Geschichte der Philippinen bekannt.
Aus diesem Grund habe ich mich in das Ayala Museum in Metro-Manila aufgemacht, um etwa darueber zu erfahren. Neben einem Kunstmuseum (leider keine Fotos erlaubt) gibt es auf einem Stockwerk eine Diorama-Ausstellung, die die Geschichte der Philippinen plastisch nachstellt und fuer Besucher zugaenglich macht, deshalb hier ein paar Ausschnitte:
Um hier nicht zu grosse Langeweile aufkommen zu lassen und das Gefuehl einer trockenen Lehrstunde aufkommen zu lassen habe ich mich hier nur auf einige Punkte beschraenkt, um einen groben Eindruck zu verschaffen, am eindruecklichsten um diese Geschichte nachvollziehen zu koennen ist natuerlich der direkte Kontakt mit den Leuten und das Erleben der Spuren der Geschichte vor Ort. Anschliessend an das Diorama gab es noch einen Kurzfilm zu der juengeren Geschichte des Landes, unter dem diktatorischen Regime Ferdinand Marcos'. Dieses Thema ist auch momentan brandaktuell. Zwar ist seine Regierung bereits sein einigen Jahren abgeschafft, doch Anfang Mai stehen hier auf den Philippinen die Praesidentschaftswahlen an, deshalb wird die aktuelle Politik heiss diskutiert, eines der Topthemen der letzten Wochen war das gewaltsame Einschreiten der Polizei gegen protestierende Reisbauern im Norden des Landes, die auf Grund einer Duerrephase kaum Ertaege und in ihrer Existenz so weit bedroht sind, dass Leute hungern. Die Ausschreitungen wurden von der Polizei gewaltsam niedergeschlagen und haben bereits mehrere Tote als Folge. Ein weiterer Besucher des Museums hat mir davon erzaehlt, das sogar ein Sohn von Marcos fuer die aktuelle Wahl steht, da das politische System hier sehr eng miteinander verzahnt ist und "Vetterleswirtschaft" betrieben wird. Der Wahlkampf erinnert auch mehr an ein Schaulaufen der Kandidaten und ist mit dem amerikanischen Wahlkampf vergleichbar. Ueberall sind bunte Werbeplakate und Fernseh- und Radiowerbung zu sehen bzw. hoeren. Einige Politiker haben sogar eigene Popsongs um Stimmen zu fischen und man wird ueberall in den Strassen beschallt. Teilweise finden riesige oeffentliche Veranstaltungen statt, die einem Zirkus gleichen um auf Stimmenfang zu gehen und ueberall sieht man Leute, die T-Shirts ihres favorisierten Kandidaten tragen und ihn bejubeln wie einen Popstar. Mal schauen, wie das Ergebnis aussehen wird...
Neben dem Museum gibt es in Manila aber auch noch weitere Spuren der Kriege zu erleben, deshalb habe ich mich auf den Weg in die Altstadt nach Intramuros, der ehemaligen Festung der Stadt gegenueber Besatzern aufgemacht. Die Festungsmauern sind noch gut erhalten und groesstenteils, sodass man tatsaechlich die komplette Festungsmauerbegehen kann.
Manchmal findet man sich auch selbst in der Geschichte wieder 😉
Lieber Thomas,
Geschichte ist nicht gerade mein Lieblingsthema. Museen besuchen? — eher im Schnelldurchgang — mit etwas Interesse und doch einigermaßen schneller Auffassungsgabe nehme ich da auch gerne mal etwas mit, aber ich gebe zu, auch nur hin und wieder einmal.
Aber was Du mir hier als „Geschichtslehrer“ schreibst ist einmalig, das weckt in mir den Wissensdurst nach der gesamten Südostasiatischen Geschichte. Bin gespannt was ihr Alle dann mal Zuhause zu erzählen habt.
Man weiß ja ein klein bisschen was von Vietnam, speziell vom fast schon „Partisanenkrieg“ mit bzw. gegen die USA, aber bei den ganzen anderen Besatzungskriegen oder Auseinandersetzungen, auch innerhalb der Länder, da hört dann schon das Allgemeinwissen, zumindest bei mir, auf. Wenn man von diesen ganzen Auseinandersetzungen ließt, müssen wir doch wirklich froh sein wie friedlich es derzeit noch bei uns ist. Ich hoffe ganz fest, dass dies noch lange, am besten für immer, so bleibt und trotzdem hat man auch hier immer mehr Angst um den Frieden, um den Frieden in Europa.
Ich hoffe auf den Frieden für die ganze Welt!!!
Thomas, danke für Deine plastischen Eindrücke, die ansprechenden Bilder und die bewegenden Begegnungen.
Zwischenzeitlich weiß ich ja das Du wieder gut in HCM gelandet bist, ich wünsche Dir Kraft für die „Aufholjagd“ zu Matze und freue mich dann für Euch wenn die Reise Gemeinsam weitergeht, aber bis dahin ist noch ein Stück – Matze ist in Laos. Junge, Junge – starke Leistung.
Liebe Grüße
Papa
Hallo Papa, das mit dem Hintergrundwissen ist bei mir aehnlich – hatte ich ja schon geschrieben.
Vietnam ist halt bei uns durch die Naehe zu den USA und die Praesenz in der modernen Popkultur eher praesent. Umso interessanter, etwas zu erfahren, das einem voellig unbekannt ist und gerade in so einem Diorama ist es dann auch gar nicht so trocken, auch wenn ich jetzt natuerlich nicht staendig von einem Museum ins naechste renne.